Wo sind die Menschen?

Sehr erschrocken war ich, wie wenig besucht doch gestern und auch heute die Weihnachts-Gottesdienste waren! Hatten wir doch im Vorfeld ernsthaft Sorge, dass die wenigen Plätze nicht ausreichen würden.

Sind die Menschen denn so verstört ob der Kritik zuletzt von Seiten der Ärzteschaft? Sind sie verängstigt angesichts des mutierenden Virus und der steigenden Zahlen?

Oder haben sie die Gelegenheit genutzt, endlich ohne schlechtes Gewissen weil mit einer bequemen Ausrede zuhause bleiben zu können? Es wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen, was die Beweggründe sind, sich nicht mehr in einen Gottesdienst zu bewegen.

Zeigen die leeren Bänke nun die nackte Wahrheit, dass sich die Menschen schon längst von der Kirche verabschiedet haben? Zeigen sie, dass all das verzweifelte Bemühen mit allerlei Aktionen, die doch so bedürftigen, einsamen Menschen zuhause zu erreichen, wohl ins schon längst „Leere“ stieß? Dienten diese Aktionen mehr sich selbst als sonst jemandem um zu bezeigen, dass man als Kirche, als „Kirchenmann(Frau)“ noch Relevanz hat? Kommt nun endlich (hoffentlich) dass schreckliche Erwachen, dass Kirche nicht mehr der Mittel- und Höhepunkt, der Glauben nicht mehr Halt für die Menschen heute ist?

Was wird wohl kommen, in den nächsten Wochen und Monaten?

Priester ohne Diakone – Liturgischer Kleiderständer III

Jetzt in Zeiten von Corona, wenn Priester aus Sorge um Ansteckung ohne Assistenz allein im Altarraum feiern, zeigt sich um so mehr, welche Bedeutung der Dienst des Diakons aber auch der Messdiener hat.

Denn wenn man sieht wie die Priester nun alle Handgriffe alleine tun müssen, dabei hin und her und um den Altar springen und mit dem liturgischen Gerät rumhantieren müssen, dann gehen in all dem Handwerkeln die wesentlichen Handgriffe und Gesten des Priesters fast beiläufig verloren.

Dann ist das Segnen der Gaben, die Wandlung nur noch eines von vielen anderen Dingen, die der Priester da so allein im Altarraum vollzieht.

Wunder I

Wunder – warum geschehen sie nicht?

Wie sehr wünschte ich mir, dass ein Gebet zu Gott ein Wunder wirken könne, dass ich so Kranke heilen könne. Es funktioniert aber nicht. Liegt es an mir? Gibt es keine Wunder mehr? Gibt es gar Gott nicht (mehr)?

Warum ging es bei Jesus? Ging es immer bei ihm? War er denn überhaupt der, der die Wunder vollbrachte?

Dein Glaube hat dir geholfen, sagte Jesus. Und es heißt, in seiner Heimat konnte er keine Wunder vollbringen. Ist es also vielleicht so, dass nicht Jesus das Wunder erwirkt, erbringt, erzeugt, sondern der Glaube dessen der um das Wunder bittet? Dein Glaube hat dir geholfen!

Der Glaube an ein Wunder der Heilung ist etwas irrationales, er erwartet etwas was nicht geht, etwas, was nicht verdient ist. Verdient! So wie man sich die Vergebung der Sünden nicht verdienen kann. Wer also ein Wunder erbittet, weis, dass er selbst seine Heilung so wie seine Vergebung nicht verdienen, erarbeiten, erwirken kann. Die Zusage dann aber des Wunders, der Vergebung setzt im Bittenden eine Energie frei. Die Energie des angenommen Seins, des sich selber Annehmens – weil dies für Gott möglich ist! Gott nimmt an, will nicht das Unheil, deswegen darf der Bittende, der Wünschende gewiss sein, dass er angenommen ist – ganz als Mensch, so wie er ist. Das setzt Heilung frei, körperliche wie geistliche.

Ein Wunder ist zudem aber auch immer ein Eindringen des Reich Gottes in diese Welt. Da Gott aber diese Welt in Freiheit und Unabhängigkeit, ja in die Möglichkeit der Verneinung Gottes gesetzt hat, widerspricht ein Wunder eigentlich dieser Freiheit und Unabhängigkeit. Also kann ein Wunder doch eigentlich im Respekt vor dem Menschen und seiner Freiheit nur dann geschehen, wenn der Mensch dies zulassen kann. Wer dies aber zulässt, gibt die Freiheit des Menschen, zumindest die Freiheit, Gott zu verneinen, auf. Wer kann dies schon von ganzem, tiefstem Herzen?

Meinung

Meinung: Verschlossene Kirchen, Pfarrer auf Tauchstation: Die Kirchen geben in der Coronakrise kein gutes Bild ab | SÜDKURIER Online

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Meine Rückmeldung zu diesem Artikel an den Autor:

Sehr geehrter Herr Fricker,

Ihre "Meinung" hat mich zuerst einmal getroffen, weil sie mein schlechtes Gewissen oder zumindest meine Rat- und Hilflosigkeit trifft. Als Diakon frage ich mich nämlich tagtäglich, ob und was oder was nicht ich in dieser Zeit der Krise tun soll. Aber dann kam doch Widerspruch in mir auf, welchen ich Ihnen hier mitteilen möchte.

Erstens: Hätten die Kirchen sich gegen ein Verbot der Gottesdienste gewehrt, wären sie noch mehr als bisher und vielleicht sogar noch berechtigter als bisher, als unbelehrbar und von Gestern angesehen worden. All die Menschen, die immer noch die verschiedenen Vorsichtsmaßnahmen aus Ignoranz missachten, hätten dann in den Kirchen ihre Bestätiger gesehen. Und letztlich wäre ein Widerstand pupertär gewesen, weil er auf Dauer nicht hätte aufrecht erhalten werden können ohne gegen den Staat zu rebellieren und die Menschen vor den Kopf gestoßen hätte, welche diese Krise erleiden, aushalten, oder gar mit übergroßem Einsatz gegen sie kämpfen müssen.

Zweitens: Sie haben schon recht, dass nach dieser Krise viele Menschen den Weg in die Kirche nicht mehr finden, weil sie die gemütlichere Variante des Fernseh-Gottesdienstes oder sogar die gänzliche Überflüssigkeit entdeckt haben. Aber was war dann deren Motivation vor der Krise? Und: ist es nicht vielleicht wie bei den anderen Lebens-Beziehungen, den Familien und Freundeskreisen, den Vereinen etc. die in dieser Zeit auch keinen realen Kontakt haben um dann, wenn die Krise überwunden sein wird, nicht weiter auf ihre Familien etc. zu verzichten, sondern durch die Krise, durch den derzeitigen Verzicht vielleicht erst wieder wirklich begreifen, wie wichtig ihnen all das bisher war? Wir zumindest in unserer Kern- und Großfamilie werden sobald dies möglich ist, sicher schnell alle wieder zusammenkommen und ein großes Wiedersehen feiern. Und ich habe die Hoffnung, dass auch die Gemeinden dies so tun werden. Wenn wir Gläubigen wirklich Gläubige sind, uns also als Gemeinschaft, als Kirche begreifen, dann sehen wir diese Zeit als eine Zeit in der Wüste, die uns wieder zu den wirklich wichtigen Dingen, zu einem wahren Glaubens- und Gemeindeleben, zu Gott führen kann.

Diese Krise ist auch für die Kirche eine Phase der Reinigung. Unsere Diözese Rottenburg-Stuttgart hat einen Prozess hinter sich, der u.a. auch die Frage stellte, was wir „Lassen“ können. Dieses „Lassen“ fiel vermutlich vielen am schwersten in diesem Prozess. Noch immer sind viele Menschen, Ehren- wie Hauptamtliche, mit viel Aktionismus und Helfersyndrom unterwegs – nicht wirklich um den anderen, dem Nächsten zur Seite zu stehen, sondern die eigene innere Leere zu verschleiern.

Ich hoffe also auf ein wahres Wiedererblühen kirchlichen Lebens – so wie es die Natur nach einer Katastrophe wie Waldbrand, Vulkanausbruch, Überschwemmung etc. ebenfalls erlebt.

Ich hoffe auf ein Auferstehen, ich hoffe auf Ostern!

Mit freundlichen Grüßen
Harald Sittart